Gischt am malecon havanna

Kuba: bunt und sozialistisch

8.5.2016

Wer sich noch an die DDR erinnern kann, wird in Kuba viele Ähnlichkeiten bemerken. Vor Supermärkten, deren Regale nur locker gefüllt sind (aber Rum gab es immer), und Telekom-Filialen stehen Schlangen. Viele Straßen sind zu breit für das bisschen Verkehr. Es stinkt nach Zweitakter. Touristen gelten dem Staat vor allem als Devisenbringer, weshalb sie immer deutlich mehr bezahlen als etwa in Mexiko oder Nicaragua (von all inclusive in der „DomRep“ ganz zu schweigen). In vielen Jobs gibt es nix zu tun: drei Museumswärter, wo sich einer noch langweilen würde oder sechs Kellner beim Frühstück für zehn Gäste. Doch auch die Unterschiede zum ersten und letzten sozialistischen Staat auf deutschem Boden sind unübersehbar.

Musiker und Tänzer. Altstadt, Havanna So fehlt das Graue, Preußische – hier wird in grellen Bonbonfarben angepinselt, was das Zeug hält, und die Menschen zwängen sich in möglichst enge, bunte Klamotten.

In Matanzas und Havana sind viele Straßenkünstler aktiv, offenbar mit staatlicher Billigung. Im Restaurant darf man sich einfach an einen freien Tisch setzen, muss nicht darauf warten, platziert zu werden. Brutalen Wohnungsbau gibt es zwar, aber anscheinend nur wenig; Einfamilienhäuser überwiegen, zumindest außerhalb von Havanna. Touristen können sich frei bewegen, und neben den staatlichen Restaurants und Herbergen billigere, oft bessere, private besuchen. Politische Losungen sieht man wenige und überwiegend mit abstrakten Texten: kein Lob der Bestarbeiter oder der Beschlüsse des zweiten Plenums des Politbüros, sondern „Wir wollen nicht, dass das Volk glaubt, sondern dass es liest.“ Und vor allem: Polizei und Militär haben wir in Kuba kaum gesehen. Angeblich sollen die in jedem Stadtteil vorhandenen Komitees zur Verteidigung der Revolution viel Polizei- und Überwachungsarbeit erledigen.

Pferd in einem Vorgarten. Matanzas
Private Autos sind knapp in Kuba, aber Pferde sieht man überall. Manchmal auch im Vorgarten.

Zwei Währungen, zwei Lebensstandards

Auf die Spitze treibt das Land die Idee der Intershops, jener Läden in der DDR, die Westwaren gegen Devisen verkauften. In Kuba gibt es statt solcher spezialisierten Geschäfte zwei Währungen und zwei Preise: Der konvertierbare CUC entspricht einem US-Dollar und offiziell 25 nicht-konvertierbaren CUP. Bei den Preisen wird jedoch häufig wesentlich großzügiger umgerechnet, bis hin zu 1:1. In den meisten Läden und Restaurants kann man mit beiden Währungen bezahlen, in einigen nur mit CUP. Ein Professor verdient mit 600 CUP etwa 24 Dollar pro Monat, eine Dose lokales Bier kostet 2 $, eine Nacht in einer Privatunterkunft 25 und ein Menü am Abend um die 12.

Wer also auf sein staatliches Gehalt angewiesen ist, muss die Lebensmittelmarken nutzen, die eine Grundversorgung zu niedrigen CUP-Preisen garantieren. Was wiederum die Schlangen vor Bäckereien und einigen anderen Geschäften erklärt. Trotz des offensichtlichen Mangels soll die Lage wesentlich besser sein als in den 1990er Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Die hatte jahrzehntelang den kubanischen Zucker zu einem weit über dem Weltmarktpreis liegenden Betrag gekauft und so die hiesige Wirtschaft gestützt. Jetzt ist nicht mehr viel los mit der Zuckerproduktion, und der Tourismus muss sie ersetzen. Mit den Worten eines einheimischen Professors: „Als die Sowjetunion verschwand, merkten wir, dass wir gar keine Wirtschaft hatten.“

Die Lebensmittelproduktion hinkt hinterher

Ob der Sozialismus nur wegen der Blockade durch die USA so schlecht funktioniert? Vietnam wirkte jedenfalls deutlich wohlhabender, aber dort sind die hehren Ideen vom gemeinsamen Eigentum auch schon stark verwässert. Erstaunlich ist immerhin, dass Kuba 80 Prozent seiner Lebensmittel importiert. Die Dominikanische Republik, gleich um die Ecke gelegen, produziert etwa 70 Prozent der benötigten Lebensmittel selbst. Beide Länder waren bis in die 1980er Jahre stark vom Zuckerexport abhängig. Der finanziellen Not geschuldet, soll Kubas Landwirtschaft allerdings heutzutage überwiegend biologisch und ökologisch produzieren – es fehlt schlicht an Geld für Kunstdünger und Pestizide. Auch in Städten wie Havanna soll es nennenswerte Agrarproduktion geben.

Im Internet surfende Kubaner bei einem Hotel. Havanna Auf einer Bank sitzende Jugendliche surfen im Internet. HavannaWo Kubaner auf ihr Handy starren, muss ein WLAN-Hotspot in der Nähe sein. Meistens steht er in einem der Luxus-Hotels.

Spätestens abends wird man in jeder nicht zu kleinen Stadt im Park oder vor einem großen Hotel Massen von Kubanern und Touristen auf Bänken, Mauern und Treppen sitzen und auf ihren Mobilgeräten herumwischen sehen. Das hat keine sozialen, sondern praktische Gründe: Öffentliches WLAN existiert nur an diesen Punkten, angeblich weniger als 40 im ganzen Land. Private Internet-Zugänge existieren praktisch nicht. Warteschlange vor einem Laden der kubanischen Telefongesellschaft ETECSA Wer das WLAN nutzen will, braucht einen Coupon der staatlichen Telekomfirma ETECSA. Es gibt sie für eine halbe, eine und fünf Stunden, die Stunde kostet zwei CUC. In den erwähnten Schlangen vor den ETECSA-Shops warten zum größten Teil Leute, die diese WLAN-Coupons kaufen wollen. Im Selbstversuch haben wir herausgefunden, was dabei so lange dauert: Es reicht nicht, zehn CUC für fünf Stunden über den Schalter zu reichen. Die Dame auf der Gegenseite muss zuerst aus ihrer verdienten Erschöpfung erwachen oder das Essen unterbrechen. Dann gilt es, die Coupons zu finden und abzuzählen. Die Transaktion wird manuell in einer Kladde vermerkt, die irgendwo in einem Stapel Kladden steckt. Und dann muss Madame noch die 12-stellige Nummer jedes Coupons in den Rechner eintippen. Mit nur einem Finger, was sich hinzieht, zumal die Nummer sehr klein gedruckt ist. Unser Experiment dauerte rund zehn Minuten. Schneller ging es im Hotel, aber dort waren die Coupons rationiert (nicht mehr als zwei à 30 Minuten pro Person) und nicht immer verfügbar.

Getränkedosen und Cocktails auf einem Tisch als Werbung für eine Bar. Trinidad, Kuba
Bars stellen gerne einen Tisch mit ihrem Getränkeangebot vor die Tür – statt Werbeschild.

Immer einen Blick in geöffnete Türen werfen

Beim Spazieren durch die Orte sollte man unbedingt einen Blick in die geöffneten Türen werfen. Denn nur so findet man interessante Bars, Restaurants und Läden. Sogar eine Sporthalle in einem ehemaligen Lagerhaus haben wir durch Reinstarren entdeckt. Werbung betreibt kaum jemand, nur selten weisen Schilder auf der Straße oder an der Fassade auf ein privates Geschäft hin. Restaurants sparen sich auch meist den Aufreißer, der in vielen anderen Ländern Touristen anquatscht. Vor manchen Bars steht nur ein kleiner Tisch mit je einem Glas Mojito, Piñacolada und Cuba Libre sowie Dosen für das übrige Getränkeangebot. Sogar viele Museen verzichten auf ein Schild. Wer in den Eingang guckt, wird dann vom Personal reingebeten. Gelegentlich schließt sich eine Art improvisierte Führung an, manchmal sogar auf Englisch (kind of). Dafür ist dann oft eine „contribución“ fällig. Keinesfalls sollte man sich von Kordeln oder Schildern vom Blick in den Innenraum abhalten lassen, denn sobald man Interesse zeigt, werden die beiseite geräumt.

Renoviertes Nationalheater von innen. Havanna
Bröckelndes Wohnhaus. Havanna
Das Nationaltheater (oben) ist schon fertig renoviert, andere Häuser halten sich nur noch aus Gewohnheit aufrecht.

Verfall und Wiederaufbau

Havanna wirkt wie eine Stadt, die ihre Bewohner nach einem langen Krieg neu besiedeln: überall unterschiedlich stark verfallene Häuser und zerbröselnde Straßen. Manchmal stehen nur noch die Grundmauern, manchmal fehlen die Decken, manchmal sind einzelne Etagen bewohnt oder sogar alle. Und immer mehr Gebäude werden wieder hergestellt, wobei der Schwerpunkt auf den offiziellen Bauwerken zu liegen scheint. Das Kunstmuseum wird renoviert, der Nationalpalast ist fast, das Theater komplett restauriert.

Am Malecon, der Uferpromenade, stehen überall Bauschilder und fertig instandgesetzte Villen. Wer bei all dem an Venedig denkt, liegt nicht ganz falsch. Allerdings ist Havanna bei weitem nicht so pittoresk. Dafür gibt es mehr Wiederaufbau und Abwechslung als dort: Barock, Klassizismus, Jugendstil, Art Deco und diverse Mischungen daraus bevölkern das Stadtbild. Weitgehend abwesend ist allerdings der sozialistische Brutalismus à la Moskau oder Warschauer Kulturpalast. Unübersehbar hingegen der US-amerikanische Einfluss: Der Nationalpalast kopiert das Kapitol und heißt auch so; und wenn man in der Innenstadt vor einer Art Tempel steht, ist meist eine Bank drin – wie in den USA.

Verfallene Villen am Malecon. Havanna Teilrenovierte Häuser. HavannaAm Malecon und auch anderswo in Havanna stehen frisch renovierte Häuser neben langsam verrottenden.

Es gibt in Havanna und überhaupt in Kuba nur wenige private Autos, was das Leben der Fußgänger erleichtert. Außerdem beruhigen der schlechte Straßenzustand und zahlreiche Fahrräder den Verkehr. Fahrrad-Karren als Bus in Cienfuegos Wer nicht laufen kann oder will, nutzt Taxi oder Bus. Beides war uns zu aufwendig: Beim Taxi muss man den Preis aushandeln (egal, ob Fahrrad-Rikscha, US-Straßenkreuzer oder Tuk-Tuk-Nachbau). Und Busse – da ist vor dem Einsteigen intensive Forschungsarbeit nötig, außerdem brauchen sie ewig und sind immer sehr voll. Folglich haben wir von Havanna fast nur die Altstadt gesehen und uns dabei platte Füße geholt. Neben einem Museum zeigen viele Galerien und Studios (taller) moderne kubanische Kunst. So einen Raum teilen sich meistens zwei bis vier Leute und präsentieren dort ihre Werke, was viel Abwechslung bringt. Daneben offerieren die Touristen-Hotspots die immer selbe Massenware mit Straßenkreuzern, Che in allen Lebenslagen (außer auf dem Klo und beim Sex), pittoresken Schwarzen und anderem Kitsch.

Kubanische Landstraße mit Schlaglöchern, nahe Soroa „Vorsichtig Fahren“, Warnschild auf kubanischer Landstraße
Auf vielen kubanischen Straßen wechseln sich Schlaglöcher mit Mini-Vulkanen ab. Wohl auch deshalb wird man angehalten „Mit Vorsicht“ zu fahren.

Autofahren als Herausforderung

Von Havanna ging es auf der Autobahn nach Viñales im Westen. Wer so eine Fahrt von oben betrachtet, dürfte den Lenker für alkoholisiert oder anderweitig beeinträchtigt halten. Grund für die taumelnde Fahrweise sind jedoch weder Drogen noch Krankheit, sondern der Straßenzustand: Mal reiht sich Schlagloch an Schlagloch, mal ist der Asphalt so aufgeworfen, dass das Auto beim Rüberfahren umkippen würde. Da nur wenig los ist, kann man meist durch beherzte Manöver die Störungen umfahren. Vor Bahnübergängen, die Autobahnen hier auch kreuzen, empfiehlt sich unbedingt das Beherzigen des Stopp-Schilds und behutsames Überqueren, will man nicht Reifen, Achse oder Stoßdämpfer opfern.

Kurz vor dem Ziel stoppte uns ein Uniformierter, obwohl wir uns keines Verstoßes bewusst waren. Er verlangte den Mietvertrag für den Wagen, der natürlich just nicht aufzufinden war. Spielte dann auch keine Rolle, denn wir sollten nur jemanden mitnehmen: Nach Kollision mit einem Pferd war der Reisebus einer Tabakplantage nicht mehr fahrtüchtig; unser Passagier wollte Ersatz von der Plantage besorgen. Der junge Mann war überaus freundlich und, wie viele Kubaner, sehr gesprächig. Als Belohnung für unsere Hilfe versprach er die kostenlose Besichtigung der Tabakplantage samt ausführlicher Erläuterungen zu Anbau, Verarbeitung und Zigarrenherstellung. Je einen Kaffee und eine Zigarre sollte es auch geben. Tatsächlich bekam jeder einen Fingerhut voll Kaffee und wir gemeinsam eine Zigarre. Die Führung endete abrupt nach drei Sätzen, weil wir keine Rauchwaren kaufen mochten.

Tourismus als Daseinszweck

Viñales ist ein nettes Städtchen mit vielen Besuchern, die zu Fuß oder auf Pferden durch die Landschaft gescheucht werden. Deren Eigenart sind die Mogotes: einzelne Felsgebilde, die aus der Ebene heraus wachsen. Einer der schweigsamsten Führer dort zeigte uns die Gegend, gelegentlich irgendwohin deutend und „Mango“ oder „Lake“ oder „Sweet Potato“ murmelnd. Immerhin gab es eine Zigarrenrollvorführung im Schnelldurchgang samt kurzer Erläuterung der Unterschiede zwischen Cohiba und Montechristo. Zigaretten werden übrigens aus den Abfällen der Zigarrenproduktion hergestellt.

Ein Mogote bei Viñales. Kuba
Solche „Mogotes“ sind das Highlight der Landschaft um Viñales – aus der Ebene aufragende Felsklumpen.

Bei Touristen noch beliebter ist Trinidad. So beliebt, dass von einer Stadt kaum noch die Rede sein kann: Das gesamte Ensemble ist eine Art Disneyland auf kubanisch, sein einziger Daseinszweck das Abschöpfen von Devisen. Sicherlich sieht alles sehr hübsch aus, top renoviert und historisch. Aber jede Aktivität der Bewohner dreht sich nur um Tourismus. Wäre es ein extra in die Gegend gestelltes nachgebautes Dorf, man spürte keinen Unterschied. Immerhin, etwas außerhalb von Trinidad kann man zwei ehemalige Zuckerrohrplantagen besichtigen, die den meisten Gruppen zu abgelegen sind. Einmal gab es ein restauriertes Herrenhaus, das andere Mal nur noch Fundamente zu sehen. Dort bekamen wir aber eine prima Führung auf Englisch (!) zum Thema Sklaven und Zuckerherstellung. Der Besitzer dieser Farm hing wohl sozialdemokratischen Ideen an: Relativ komfortable Quartiere und Arbeitsbedingungen hielten seine Sklaven von Aufständen ab und zur Reproduktion an. Die Nachkommen gehörten dann wieder dem Plantagenbesitzer, so dass er Geld für neue Sklaven sparte.

Kopfsteinpflasterstraße in Trinidad, Kuba Die Plaza Mayor in Trindad, Kuba
Das bei Touristen überaus beliebte Trinidad ist eine Art Disneyland auf kubanisch. Alles hübsch, aber weitgehend ohne Funktion.

Schlafen, wo der Präsident schnarchte

Viel, viel besser als Trinidad gefiel uns das an einer großen Bucht gelegene Cienfuegos („hundert Feuer“). Das ist wie Havanna eine richtige Stadt und anders als jenes sehr gut in Schuss. Durch die Mitte zieht sich der Prado, streckenweise mit einem baumbestandenen breiten Mittelstreifen. Zwischen dem Zentrum und der südlichen Ausbuchtung der Stadt verläuft die Straße an der Bucht und wird zur Flaniermeile, abends zum Jugendzentrum. Am einen Ende sitzen die WLAN-Nutzer, dann kommen die Trinker, Musikhörer und Flirter. Gegenüber von der Meerespromenade kann man Bier, Hamburger und natürlich Rum in verschiedenen Darreichungsformen kaufen. Hotel Villa Azul, Cienfuegos Am Prado stand auch unser zauberhaftes Hotel, die Villa azul. Dort quartierte man uns in dem Zimmer ein, in dem 2007 der damalige venezolanische Präsident Hugo Chavez übernachtet hatte. Spirituell also sehr bewegend, aber nichts, was in Europa als Präsidentensuite durchgehen würde. Dieses Hotel war das einzige während der Kuba-Reise, bei dem wir nicht das Gefühl hatten, ungebührlich viel für das Gebotene gezahlt zu haben. Auch in den privaten Unterkünften stimmte im übrigen das Verhältnis zwischen Preis und Leistung, und die Betreiber zeigten sich durchweg freundlich und hilfsbereit. Das war in den Hotels eher die Ausnahme.

Malecon in Cienfuegos, Kuba Sonnenuntergang am Malecon in Cienfuegos, Kuba
Am Malecon von Cienfuegos wird gequatscht, gesurft, getrunken und vor allem geflirtet.

Hör endlich auf, mich zu küssen

In Cienfuegos’ Mitte liegt ein perfekt restaurierter Marktplatz im Kolonialstil; das Theater an einer Seite, Hotel, Rathaus und Museum an den anderen. Für etwas Eintritt darf man im Theater herumspazieren. Es stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts und das Innere ist noch original erhalten: hölzerne Bestuhlung, keine Klimaanlage, sondern zum Lüften große Türen nach draußen im Parkett. Sehr romantisch und stimmungsvoll. In der Nähe des Theaters fanden wir nicht nur etliche kleine Galerien, sondern auch ein paar Läden mit CDs im Schaufenster. Der Versuch, dort kubanische Rockmusik zu kaufen, verlief zwar nicht unbedingt erfolgreich, aber dafür sehr unterhaltsam. Denn eigentlich soll man als Tourist Salsa-Platten kaufen, und in vielen Restaurants beschallen abends kleine Bands die Esser mit dieser Musik. Ganz besonders gerne spielen sie Besame, besame mucho, como si fuera esta noche la ultima vez (Küss mich, küss mich so oft, als ob es diese Nacht zum letzten Mal wäre).

Nach ein paar Tagen haben wir ihnen schon fast Geld dafür gegeben, damit sie uns damit verschonen. Jedenfalls fanden die Verkäuferinnen unseren Wunsch nach etwas fetzigerer Mucke zwar wunderlich, bemühten sich aber trotzdem nach Kräften, etwas Passendes zu finden. Eine CD nach der anderen wurde angespielt, Kolleginnen nach Vorschlägen befragt und immer Neues aus dem diversen Ständern und Kisten geholt. Letztlich kauften wir das am wenigsten Schmalzige. Offenbar hatten früher auch die Amis sich gerne in diesem Ort aufgehalten: Im südlichen Teil von Cienfugos reihen sich Art-Deco- und Fünfziger-Jahre-Häuser aneinander. Alle super in Schuss und vermutlich in Privatbesitz (allerdings wohl nicht mehr von US-Amerikanern).

Urlaub, wo alle Urlaub machen

Nach Cienfuegos haben wir noch Sancti Spiritus und Varadero besucht. Über letzteres lässt sich nicht viel sagen, es handelt sich um die kubanische Touristen-Destination mit prima Strand und den für solche Orte üblichen Angeboten. Einzige Besonderheit ist der riesige Park, den sich der kubanische Diktator Batista hatte anlegen lassen. Er ist fast menschenleer, also ruhig, und man kann dort sehr entspannt herumspazieren oder in einem der Restaurants essen. Allerdings nicht ohne dass übliche Besa-me-Gedudel.

Der Hauptplatz in Sancti Spiritus
Das schmucke Sancti Spiritus haben die Touristengruppen noch nicht entdeckt.

Sancti Spiritus hatte auf den ersten Blick so gar nichts Besonderes. Dann fanden wir das Museum für moderne Kunst, und bekamen eine wunderbare Führung von einer Wärterin, die fast zu jedem Bild etwas zu sagen wusste. Kubanische Milizionäre räuchern gegen Zeka-Viren Währenddessen zogen Fumigadores durch die Stadt und vernebelten Geschäfts- und öffentliche Gebäude mit man will gar nicht wissen was – Maßnahmen gegen das Zeka-Virus. Abendessen fand am Fluss statt, am Nebentisch drei adoleszierende Jungs. Die hatten sich dann irgendwann genug Rum eingeflößt, um uns die wichtigste Frage vorzulegen, die man einem Touristen stellen kann: Sind Spanierinnen oder Italienerinnen heißer? Es ist ja immer gut, wenn man sich bei Fachleuten erkundigt…