Buchumschlag „Der zerrissene April”

Der zerrissene April

VonIsmail Kadare
SpracheDeutsch
Erschienen2011
VerlagFischer Taschenbuch Verlag
Umfang239
ISBN-13978-3596157617
RegionenAlbanien und Balkan

Ein junger Mann muss in den 1920er-Jahren die Regeln der Blutrache in den Bergen Nordalbaniens befolgen.

Seit dem Mittelalter gilt in Nordalbanien der „Kanun”, dessen komplizierte Regeln unter anderem dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn” folgen. Kadares Buch erzählt von dieser Tradition der Blutrache aus zwei Perspektiven.

Hauptprotagonist ist Gjorg Berisha, der einen jungen Mann aus der Familie Kryeqyqe tötet, weil es der Kanun verlangt. Anschließend hat er 30 Tage Zeit, bevor er selbst zum Opfer eines Kryeqyqe-Mannes werden wird. In diesem Monat zieht er zu Fuß durch das Hochland und trifft dabei kurz auf ein Paar aus der Hauptstadt.

Es unternimmt seine Verlobungsreise in diese Region, weil der Mann das „Ursprüngliche“ und „Unverfälschte“ dort sucht. Die Begegnung mit Gjorg und dem Kanun verstört die Dame mehr und mehr, die sich dadurch von ihrem Verlobten entfernt. Kadare zeichnet ihn als städtischen Intellektuellen, dessen Rousseau’sche Begeisterung für „das Echte“ ihn die Brutalität und Unmenschlichkeit der Regeln übersehen lässt.

Ihre Bücher, Ihre Kunst, alles stinkt nach Verbrechen. Anstatt etwas für diese armen Hochländer zu tun, begaffen Sie ihr Sterben, nur um darin ausgefallene Motive, das Schöne für Ihre Kunst aufzuspüren. Sehen Sie nicht, daß diese Schönheit tötet, wie ein junger Autor, den Sie gewiß nicht mögen, es ausgedrückt hat? Ich muß bei Ihnen an die Schloßtheater der russischen Aristokratie denken. Da gab es Bühnen für Hunderte von Schauspielern, während die Zuschauerräume so klein waren, daß gerade die fürstliche Familie hineinpaßte. Ja, an diese Aristokraten erinnern Sie mich. Sie stiften ein ganzes Volk dazu an, ein blutiges Drama vorzuführen, während Sie mit Ihren Damen in der Loge sitzen und gaffen.

Übrigens hat der Kanun seine Wurzeln nicht im Islam: Das Hochland ist katholisch, war nie von den Osmanen besetzt, und im Roman wachen Priester über die Einhaltung der archaischen Gesetze.