Heliconia

Asien riecht

23.11.2013

Geht es nur mir so, dass ich Gerüche mit bestimmten Gegenden assoziiere? BerlinWest früher im Winter: Kohleheizung. USA, draußen: oft die immerselbe Gewürzmischung, unabhängig von der jeweiligen Küche. DDR, jederzeit und überall: Desinfektionsmittel, das jetzt noch aus manchen Ecken der Komischen Oper aufsteigt. Und jetzt wieder Südostasien: Es liegt immer ein Grundton von Zerfall in der Luft, etwas leicht Modriges. In Berlin gibt es das ähnlich an manchen Herbsttagen, aber hier im balinesischen Ubud riecht es ständig so und überall, wie fast immer außerhalb der Riesenstädte. Die Note ist nicht unangenehm, eher Kompost als Verwesung. Darein mischen sich je nachdem verbranntes Holz, Diesel oder Essensgerüche. Mit etwas Glück steht ein blühender Frangipani-Baum in der Nähe, dann überdeckt sein schwerer Duft alles Andere. Vermutlich hört sich das komisch an, aber wenn mir das Warme, Modrige in die Nase steigt, weiß ich, ich bin in Asien. Und hier ist die Luft ungewohnt sanft, vielleicht wegen der hohen Feuchtigkeit bei relativ niedriger Temperatur. Sie kann auch anders, dann steht sie wie eine heiße Wand im Weg.

Mini-Abenteuer: Ankunft am Gepäckband in Denpasar, da steht jemand mit meinem Namen auf einem Schild. Es täte ihm Leid, meine Tasche sei in Singapur geblieben. Hier geht sowas, man muss nicht ungeduldig rumstehen, bis kein Koffer mehr kommt und dann zum genervten Service dackeln. Hier wartet schon jemand, damit man nicht selbst sinnlos wartet, das Formular ist soweit wie möglich vorbereitet … ach. Mal schauen, ob die Tasche nun auch noch eingetrudelt ist, während wir schliefen … Sie ist. Irgendwie klappen in diesem Teil der Welt auch die Dinge, die nicht klappen.

Aufgerissener Bürgersteig in Ubud, Bali Das ruhige, kleine Ubud ist zumindest immer noch klein wie beim letzten Besuch, wo sollte es auch hinwachsen bei dieser vulkanischen Topografie. Aber so ganz ruhig ist es nicht mehr, oder verklärt sich sowas nach sechs Jahren? Eine ununterbrochene Schlange von Autos und Mopeds schiebt sich nachmittags durch die beiden Hauptstraßen. Immerhin, als Konzession an die Touristen gibt es einen schmalen Bürgersteig, auf dem sie sich aneinander vorbeidrängeln können. Daran bauen einige Leute jetzt überaus gelassen rum, was die Nutzbarkeit nicht unmittelbar verbessert.

Vom Markt von Ubud, wo es noch vor sechs Jahren wimmelte von ihnen, sind die Galerien verschwunden, dort kann man nur noch den üblichen Tinnef kaufen. Bis hin zu bemalten Holzpenissen, an deren einem Ende ein Flaschenöffner sitzt.

Massenweise gestapelte Gemälde in einer „Galerie“ in Ubud, Bali
Als ob irgendwo Malroboter arbeiteten: eine „Galerie“ in Ubud zeigt ihre Ware.

Bessere Gemälde hängen in kleineren Galerien, manchmal: endlich großflächige, moderne Sachen nach einem halben Tag im Museum mit balinesischen Wimmelbildern in runtergedimmten Farben. Richtig Gutes bieten zwei kommerzielle Galerien, aber dafür sind entweder unsere Wände oder der Geldbeutel oder beides zu klein.

Elefantengott aus schwarzem Stein mit roten Hibiskusblüten als Augen

Unabhängig von Kunst bricht sich asiatischer Gestaltungswille nahezu überall Bahn: verzierte Strommasten und steinerne Elefanten mit Hibiskus-Augen sind nur zwei Beispiele dafür.

Altar mit Opfergaben für balinesische Götter in einem Wohnhaus

Glücklicherweise hält sich unser Hotel zurück. Bis auf die heftig geschnitzte Tür ist alles recht sachlich gehalten. Wie es sich für einen ehemaligen Königspalast gehört.

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