Raeucherstaebchen chinesischer tempel

In Saigon: rauchende Tempel und eine Obstfabrik

10.3.2015

In Thailand, Laos und Kambodscha stolpert man praktisch ununterbrochen über Tempel, Pagoden und Schreine. In Saigon und Vietnam überhaupt muss man so was suchen. Was weniger mit antireligiösem Aktivität der (mehr oder weniger) sozialistischen Regierung als eher mit einer gewissen Abstinenz der Bevölkerung zu tun haben könnte: Nur 28 Prozent bezeichnen sich als religiös. Das heißt nicht unbedingt „ungläubig“. Die Vorfahren werden verehrt wie anderswo, vielleicht sogar mehr. Statt sie wie die Buddhisten in Thailand zu verbrennen, beerdigt man sie. Bei Reisbauern in der Regel mitten auf dem Acker, was eigenartig aussieht, wenn da schon ein paar Leute liegen. Denn jede Leiche bekommt ihr eigenes, nicht gerade mickriges Grabmal. Irgendwann in ferner Zukunft ist dann kein Platz mehr für Reis. Andere Menschen verbuddeln ihre Vorfahren auch mal im Vorgarten. Immer aber steht vor oder im Haus ein Ahnenaltar, vor dem Räucherstäbchen glimmen und Obst, Gemüse oder Reis als Opfergaben liegen. Zum Geburtstag eines Verblichenen findet ein Festessen statt, dazu kommen wir noch.

Zwei Gräber von Vorfahren im Garten, Mekong-Delta

Tempel findet man in Saigon vor allem im Stadtteil Cho Lon (Großer Markt), wo viele Chinesen leben. Dort steht auch eine Moschee, aber die war geschlossen. Dafür passierte rund um die Tempel um so mehr. Offenbar ist es für diese Gläubigen besonders wichtig, dass irgendwas brennt oder schwelt. Räucherstäbchen geben dabei noch den angenehmsten Duft ab. Man fackelt aber auch Papierbündel, einzelne Blätter oder Modelle aus Plastik ab, Brennendes Plastik als Opfergabe, Saigon gerne auf dem Bürgersteig vor dem eigenen Haus. Die Papiere sind bedruckt, vorzugsweise mit Bildern von Geldscheinen. Es darf aber auch anderes sein, zum Beispiel ein iPhone – Hauptsache, dem Ahnen kann das Abgebildete oder Modellierte im Jenseits nützen. Ob es dort geeignete Mobilfunkanbieter gibt und ob die auch Gespräche ins Diesseits vermitteln, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls dürfte das Räuchern in den chinesischen Tempeln und drumrum die Haltbarkeit der Lebenden nicht unbedingt positiv beeinflussen.

Frau zündet Räucherwerk im Tempel an, China-Town/Saigon Im chinesischen Tempel wird magisches Papier verbrannt, Saigon
Im chinesischen Tempel qualmen die Räucherspiralen und das zaubernde Papier.

Von Saigon juckelten wir als Minigruppe ins Mekong-Delta – nur Fahrer, Führer und wir beide. Der schwule Guide freute sich fast einen Knopf an die Backe über seine miteinander verheirateten Kunden. Im Zentrum des Ausflugs standen aber natürlich Kultur und Natur. Letztere haben die Franzosen wohl ein bisschen umgebaut, und seitdem ist das Mekong-Delta eine riesige Plantage für Mango, Papaya, Bananen, Ananas, Rambutan, Longan, Wasser- und Milch-Äpfel, Dragon- und Jack-Frucht, Bittermelonen und Zucchini und was man überhaupt so an Obst und Gemüse essen möchte. Zu der Tour gehörte denn auch der Besuch bei einem Farmer mit Verkostung. Nicht nur von Obst, wir bekamen auch einen Schnaps, Mittags besonders wirkungsvoll.

Am Mast des Mekong-Boots hängt Obst als Werbung Den Höhepunkt des Ganzen bildete am nächsten Tag der Besuch eines Floating Market. Anders als das thailändische Pendant sei dieser hier ganz ganz echt und nicht nur eine Show für die Touristen, versprach der Führer. Wer weiß, ist aber auch egal. Die vielen durcheinander wuselnden Boote, deren Mann- und vor allem Frauschaften alle möglichen Lebensmittel kreuz und quer handelten, war hinreichend aufregend und pittoresk. Auf vielen Booten stand ein drei, vier Meter hoher Bambusmast, an dessen Ende Exemplare des verkauften Obsts oder Gemüses baumelte. So sehen Käufer schon von weitem, was jemand anbietet. Zurzeit ist Saison für Rambutan, Wassermelonen, Ananas, Yam und Süßkartoffeln. Aus unerfindlichen Gründen müssen Rambutan-Lieferanten mit einem Affenzahn herumschippern, während alles anderen recht gemächlich unterwegs sind.

Schnellboot bis zum Rand mit Rambutan beladen, Swimming Market Mekong-DeltaRambutan-Lieferanten rasen ruppig … Klassischer Sampan, von einer Frau gesteuert. Swimming Market, Mekong-Delta… alle anderen haben Zeit.

Beeindruckend das Verteilen von Melonen: Der Käufer wirft dem Verkäufer jeweils ein Paar zu. Das machen Männer wie Frauen gleichermaßen, sowohl beidhändig Werfen als auch Fangen. Nix für uns, klarerweise. Wir haben uns auf eine unserer Kernkompetenzen besonnen und Ananas gegessen, sozusagen am Stiel.

Wir essen Ananas am Stil auf dem Swimming Market, Mekong-Delta

Zwischen Käufern und Verkäufern drängeln sich ständig Dienstleister-Boote hindurch, etwa um Kaffee oder Mittagessen zu verkaufen. Und auf der schmalen freien Fahrrinne rauschen richtig große Frachter vorbei, deren Wellen den ganzen Markt ins Schaukeln bringen. Einer davon lag bis zum Bug im Wasser und zog eine Spur aus Reisschalen hinter sich her – die dienen hier als billiger Brennstoff.

Überladenes Boot auf dem Mekong

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